Ein paar Tage nach Hamburg reisen. Einfach so. Mal wieder was und wen
anderes sehen. Es ist noch gar nicht lange her, da reichte kleines
Gepäck. Darin befand sich auch
ein gutes Buch für die Zugfahrt. Im Notizbuch ein paar gesammelte Adressen, von schönen
Cafés,
Läden,
Austellungen
und sonstigen besuchenswerten Orten. Ein Bett bei Freunden oder in
einem netten Bed & Breakfast. Und bei Ankunft am Bahnhof unserem
kleinen Ritual folgend den Reiseappetit im
Mutterland stillen. Das
Tagesprogramm wurde lediglich dem Wetter angepasst. Raus vor die Tür,
bekannte und unbekannte Ecken erkunden. Freunde wiedersehen. Noch einen
guten Kaffee trinken. Ohne lang zu überlegen noch ins
Programmkino gehen. Oder auf ein Konzert. Oder mal wieder bei
Herrn Saliba vorbeischauen. Ein paar Tage ausreißen, statt im altbekannten Umfeld auf der Stelle
zu treten und mit neuen Ideen und Vorhaben wieder nach Hause kommen.
Gleicher Plan, andere Umsetzung. So ist das nun mit einem
kleinen Menschen. Viel Gepäck. Es macht keinen Unterschied ob für ein
paar Tage oder mehrere Wochen. Es muss einiges mit - auch wenn nur das
Nötigste mitkommt. Wir fliegen. Premiere für uns Drei. Ich bin
abgelenkt, meine Furcht hat gar keine Chance. Ich schaue hinunter und
finde es schön.
Wir kommen in einer Wohnung unter. Von einer kleinen
Familie, die auf Reisen ist. Und freuen uns vor allem über die gute
Lage, eine Espressomaschine, ein Babybett und ein Wohnzimmer. Ich mag
es, wenn man in anderen Wänden schnell heimisch wird. Großstadtleben
heißt auch noch schnell abends drei Drogerien aufzusuchen, bis man alles
für die Babyversorgung zusammen hat, weil immer irgendwas gerade
ausverkauft ist.
Das Programm ähnlich wie Zuhause. Trotzdem
erholsamer, da all die Dinge, die sich stapeln, weil sie vernachlässigt
oder verschoben wurden, einfach nicht mitgekommen sind. Aus den Augen
aus dem Sinn. Nur die Müdigkeit hat sich statt des Buchs ins Handgepäck
geschlichen und begleitet uns wie gewohnt. Also sitzen wir abends
zufrieden seufzend vor köstlichem
vietnamesischem Essen
und holen den vorvorletzten Tatort nach. Und haben es gut. Die
Freundin, die wir viel zu lange nicht gesehen haben, sehen wir nicht
abends in einer Bar, sie kommt uns besuchen. Ein erstes echtes
Kennenlernen mit
Frau Sieben und dem kleinen Juno.
Gemeinsam essen und spazieren. So ein netter Nachmittag!
Die
Tage verfliegen, wir genießen die Wohnung, die Gegend, wir erkunden,
machen Kaffeepause und zeigen dem Jungen die vielen Weihnachtslichter
und noch mehr Freunde. Wir verpassen das Photoautomatenbild, das große
Aquarium, sehen keine Ausstellung, kaufen keine Mitbringsel und haben eh
nur wenige der schönen kleinen Läden von innen gesehen. Es fühlt sicher
aber nicht wirklich nach Verpassen an. Es zwickt manchmal kurz, weil es
anders ist und eine ganze Weile noch so sein wird. Aber es zwickt auch
im schönen Sinne. Denn es spricht nichts gegen das Woanders sein. Gegen
eine kurze gemeinsame Auszeit - einfach so. Daran hat sich nichts
geändert.
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Und was ist bei dir gerade anders?