Warum schimpfen? Kalter Wind wirbelt neue Flocken um die Lichtkreise der Laternen. Frost bedeckt die Fenster und der dicke Schal wird eine Runde fester gewickelt. Den bunten Tulpensträußen schenke ich keine Beachtung, den blühenden Quittenzweig kann ich allerdings dann doch nicht stehen lassen. Es ist Winter, weiß gefleckt und ehrlich. Schön so. Gut so. Hört auf zu schimpfen!
Die
M i MA-Indre, mit der ich mir vier Buchstaben teile, schimpft trotz Sehnsucht nach Licht und Wärme doch auch nicht so. Mit ihr kann man nämlich prima Wintergespräche führen!
So wie die Schneeflocken in einem bestimmten Muster den Boden betupfen, ist sie für mich ein erkennbarer und mir immer wieder an verschiedenen Stellen begegnender authentischer und tatkräftig erscheinender Lichtblick. Eine Macherin. Indre wirkt so, als mache sie Vieles mit links.
Kinder großziehen, einen anspruchsvollen Vollzeit-Job mit viel Elan meistern, ein
Kinderbuch schreiben, Diskussionsrunden moderieren und
Workshops geben, Themen hinterfragen und
Denkanstöße streuen. Souverän stellt sie Farben, Worte und Möbel zusammen. Das imponiert mir sehr!
Indre, magst du den Winter?
Ja. Ich mag den Winter. Sogar sehr – eigentlich. Was heißt ‚eigentlich’? Nun, er ist mir einfach zu ‚übermächtig’. Hier in Berlin beginnt im November und bleibt nicht selten (mit der ein oder anderen Unterbrechung) bis weit in den April hinein. Und Berliner Winter – das bedeutet vor allem: eisiger Ostwind und nicht enden wollenden Grau. Irgendwann helfen auch Kerzenschein, Tee, Musik, schöne Bücher und warme Wolldecken nicht mehr. Die Sehnsucht nach Licht und Wärme wird fast unerträglich. So geht es mir heute. Draußen weht der eisige Ostwind und lässt die Temperatur weit unter den Gefrierpunkt fallen.
Aber – das will ich nicht unerwähnt lassen – der Winter kann auch wunderschön sein in Berlin. Wenn der Schnee noch unberührt und weiß und der Himmel blau ist, verleiht er der Stadt einen Zauber. Ganz still wird sie dann. Sanft und wohlwollend.
Welchen Ort magst du in dieser Jahreszeit besonders gern? Was verbindest du mit ihm?
Am liebsten bin ich im Winter in den Bergen – zwischen reinweißem Schnee und blauem Himmel. Ich sehe mich auf Schneeschuhen durch unberührte weiße Weiten stampfen; in der Luft liegt dieser irgendwie strenge Winterduft – eine Mischung aus feinem Schnee und klirrender Kälte.
Und welches Lied gehört für dich dazu?
Franz Schuberts
Winterreise.
Was isst du gerne im Februar? Und welches Essen hast du kürzlich neu entdeckt?
Mmh, esse ich im Februar anders als im Januar oder Dezember? Ich glaube nicht. Allgemein esse ich im Winter ‚deftiger’ als in den wärmeren Jahreszeiten. Eintöpfe, Suppen oder auch Fleischgerichte. Sie helfen gegen die Kälte, die sich manchmal in meinen Körper schleicht und nicht mehr von mir weicht.
Meine kulinarische Neuentdeckung: Branzino vom Grill mit gedünstetem Gemüse und Butterkartoffeln. Gegessen vor 9 Tagen im
Palmenhaus in Wien. Köstlich war´s!
Dein liebstes Winterwort?
Schneegestöber
Wann weiß du, dass der Frühling vom Winter ablöst wird und wie sagst du ihm Adieu?
Es ist dieser zartgrüne Duft, der in der Luft liegt. Als würden die Pflanzen aufatmen nach einem langen Winterschlaf.
Ein Abschiedsritual habe ich nicht. Unsere Wege trennen sich – jedes Jahr aufs Neue – so wie die zweier alter Bekannter, die nach langer Zeit feststellen, dass sie sich aus den Augen verloren haben.
Indre hat sich auch mit einigen Fragen hinter die Kulissen von mat & mi gewagt, ich sage vielen Dank, es war mir eine große Freude!